Geschichte der Kräuterhexa Betzinga 2010 e.V.

Anna Schmelzlin von Betzingen war eine bucklige Frau, mittleren Alters, welche Kräuter liebte. Sie beschäftigte sich sehr viel mit Kräutern, sie sammelte und trocknete sie. Wenn die Kräuter richtig trocken waren zermahlte sie diese zu feinem Pulver, welches sie für verschiedene Zwecke benutzte. So mischte sie mit verschiedene Kräutern, Salben zur Wundheilung oder auch einige Kräutertränke zur Linderung von Schmerzen. Unter den Kräutern befanden sich unter anderem Dachwurz, Fenchel, Brennnessel, Melisse und Eisenkraut.


An einem Sommertag wollte Anna nach Genkingen in die Ernte gehen, als ihr an der Stuhlsteige ein jugendlicher, gutaussehender Geselle entgegen kam. Der junge Geselle forderte von Anna seinen Willen zu pflegen, sie kam der Aufforderung nach und willigte ein.

Doch kurze zeit später zeigte sich Ihr der Geselle zum ersten Mal mit seinen Bocksfüßen und nannte sich „Gschauderlin“ und Anna wurde klar das sie sich mit dem „bösen Geist“ eingelassen hatte.

Annas Verführer Gschauderlin besuchte sie oft in Betzingen um sie zu überzeugen ihm zu gehören. Zunächst zögerte Anna aber Gschauderlin versprach ihr stattlichen Reichtum und das sie keiner Arbeit mehr nach gehen müsse. Sie war ein schwaches Weib uns so trennte sie sich von Gott und den Menschen, brach den Bund der heiligen Taufe und versprach ihm und seinem verfluchten Anhang zu dienen. Gschauderlin suchte Anna vielmals in Betzingen heim und befahl ihr Übles zu tun.


Sie setzte einem hiesigen Bürgersohn nach, der aber wollte keine Gunst von ihr. In Katzengestalt besuchte sie den Bürgersohn und legte sich zu seinen Füßen in dessen Bett. Der aber trat sie mit seien Füßen woraufhin sie ihn angriff und verletzte. Auf Anraten von Gschauderlin ging sie durch die Wälder um giftige Kräuter zu sammeln.

Gschauderlin führte sie zum Bilsenkraut. Davon sammelte sie einen Korb voll, nahm es mit nach Hause und hing es dort zum trocknen auf. Als das Bilsenkraut getrocknet war zermahl sie es zu feinem Pulver.

Mit dem Bilsenkrautpulver suchte sie den Bürgersohn erneut auf.

Sie nahm das Pulver und streute es über seine Speisen.

Als der Bürgersohn davon aß, folgte eine schwere Krankheit und schließlich der Tod.


Auf Antrieb Gschauderlin´s tat sie auch den Personen Übel, welche sie beleidigten.

So habe sie sich einer hiesigen Person in Hasengestalt genähert, ihr Geister unter die Augen gebracht und sie auf dem Feld festgehalten.


Anna besuchte mit ihrem Verführer Gschauderlin etliche Mal den Hexenkonvent, wo sie auch auf andere Hexen traf, wie Agnesa, Hausfrau des Martin Schmid von Betzingen. Diese war dem Gschauderlin auch verfallen.


Am 4. November 1612 wurde Anna Schmelzlin von Betzingen verhaftet . Bis zu ihrem Prozess vor dem Rat der Reichsstadt Reutlingen wurde sie gefoltert (Urgicht) bis sie ihre Schandtaten gestanden hat.


Am 27. November 1612 wurde Anna Schmelzlin vor den Rat der Reichsstadt Reutlingen gestellt wo sie der Hexerei angeklagt wurde. Sie gestand all ihre Schandtaten (Missetaten) und wurden daraufhin von der Reichsstadt Reutlingen zum Tode verurteilt.

Noch am selben Tag wurde Anna Schmelzlin zusammen mit Agnesa, Hausfrau des Martin Schmid, zum Hochgericht hinausgeführt, mit dem Schwert vom Leben zum Tod gerichtet. Danach wurden ihre Leiber auf dem örtlichen Scheiterhaufen zu Asche verbrannt.